SOMSO-Plast. Tiermodelle aus Plastik

Material Materialien des Modellbaus

des

Modell eines Kartoffelkäfers aus Plastik von der Firma SOMSO, Datierung unbekannt. (Zoologische Lehrsammlung. Alle Rechte vorbehalten.)

Während Tierpräparate auch aus organischem Material bestehen, das durch konservatorische Techniken in seinem Verfall gestoppt wird, beinhalten Tiermodelle – als plastische Sichtbarmachungen von Wissen – keine originalen Anteile des Tieres.1 Seit dem 18. Jahrhundert nutzten Modelleure Wachs, Glas und Papiermaschee, um Tiere künstlich nachzubilden. Diese Materialien ermöglichten es ihnen, die nachgebildeten Organismen – im Vergleich zu den Präparaten – möglichst ‘natürlich’ wirken zu lassen. Als in den 1930er Jahren der Kunststoff seinen Siegeszug in Europa begann, korrelierte dies im Bereich der zoologischen Modelle mit der Entwicklung von kostbaren Unikaten hin zu seriellen Produktionen. Die 1876 von Marcus Sommer in Sonneberg, Thüringen, gegründete Firma SOMSO gehörte zu den Pionieren bei der Verwendung von Plastik in der Modellherstellung von Pflanzen, Tieren und menschlicher Anatomie. Sie entwickelte in den 1930er Jahren eine eigene Rezeptur, die sie als Marke ‘SOMSO-Plast’ schützen ließ.2

SOMSO-Plast ersetzte zunehmend die Materialien Papiermaschee und/oder Gips. Neben den Kartoffelkäfer aus Papiermaschee des Modelleurs Alfred Keller rückte damit der Kartoffelkäfer aus Plastik, einem Material, dem eine besonders ‘naturgetreue’ Ästhetik zugeschrieben wurde.3 Er zeichnet sich durch die glatte und glänzend bemalte Oberfläche aus, die sich zum Abtasten der Formen mit den Händen anbietet und die beim Abwaschen nicht leidet. SOMSO-Plast gilt auch heute noch als wenig anfällig und ‘nahezu unzerbrechlich’. Obwohl sich heute Plastikmodelle in Sammlungen auch als problematisch erweisen, da sie sich teilweise verformen oder zersetzen, überwiegt nach wie vor das Argument einer praktischen Handhabbarkeit im Lehrbetrieb für die weitere Verwendung dieses Materials.


  1. Zu Lehrmodellen vgl. Sandra Mühlenberen. “‘Dingliche Sendboten in alle Welt’: Die anatomischen Lehrmodelle des Deutschen Hygiene-Museums”. In Erkenne dich selbst!: Strategien der Sichtbarmachung des Körpers im 20. Jahrhundert, Sybilla Nikolow (Hg.). Köln: Böhlau, 2015: 198-211; Thomas Schnalke. “Lernen am Modell: Die Geschichte eines Lehrmittelproduzenten im geteilten Land”. Ärztliches Reise- und Kulturjournal 15, Nr. 13 (1991): 95-97.
  2. Vgl. SOMSO Modelle seit 1876: Zoologie und Botanik Katalog A 75/2+3. Coburg, 2007.
  3. Zu Alfred Kellers Modellen von Kartoffelkäfern als ‘Schädlinge’, vgl. Therese Kienemund. “Political Pests: Insect Models in the Museum für Naturkunde Berlin, 1930-2021”. Manuskript zur Veröffentlichung eingereicht, 2021.
Tiere als Objekte? Eine Webseite des Forschungsprojekts “Tiere als Objekte. Zoologische Gärten und Naturkundemuseum in Berlin, 1810 bis 2020”, herausgegeben von Ina Heumann und Tahani Nadim. Datenschutzerklärung | Impressum