Wintersnot im Zoo

Material Ein Gedicht zur Lage

Schreibmaschinengeschriebenes Gedicht auf gelochtem Blatt mit rotem Stempel "Kurd Ferber" und grüner Unterschrift "K. Ferber". Für Transkript, siehe unten.

Gedicht des Zoobesuchers K. Ferber über die “Wintersnot im Zoo”, 06.10.1948. (AZGB. Alle Rechte vorbehalten.)

Das Gedicht, das ein Zoobesucher im Herbst 1948 an die Direktorin Katharina Heinroth sandte, gibt nicht nur einen Eindruck von der damaligen Lage im Berliner Zoo. Es berichtet auch von der Anteilnahme der Berliner Bevölkerung am Schicksal der Zootiere. Im Zoo wie in der Bevölkerung Berlins fehlte es damals an allem – an Essen, Baustoffen, Heizmaterial. Katharina Heinroth und ihre Mitarbeiter:innen standen damals, mitten in der Zeit der Berlin-Blockade, als dieses Gedicht entstand, kurz davor, wegen Futtermangels Tiere an andere Zoos abgeben oder notschlachten zu müssen. Die Direktorin rief daher in Tageszeitungen die Bevölkerung dazu auf, den Zoo durch Essenspenden oder das Sammeln von Eicheln und Kastanien zu unterstützen. Das Gedicht ist eins von vielen weiteren Schreiben, die die Hilfsbereitschaft der Berliner:innen zeigen und deutet darauf hin, welche Rolle der Zoo in dieser Zeit für sie spielte – als einer der wenigen Orte der Erholung und womöglich verbunden mit der Vorstellung einer Schicksalsgemeinschaft in Zeiten der Not.

Transkript

Wintersnot im Zoo.

Ist es wahr? Der Zoo in Nöten?

Muss vielleicht man Tiere töten?

Weil kein Futter für die Affen

Beispielsweise zu beschaffen?

Und vor allem, weil zu kalt

Es nun für die Tiere bald

Und bis jetzt gegeben hat

keine Kohle her die Stadt?

Na, das sind ja schöne Sachen

Das ist wirklich nicht zum Lachen.

Kein Berliner wär’ mehr froh

Ging er wirklich ein, der Zoo

Darum sollten wir nicht ruhn,

Sondern uns zusammen tun

Alles Streben darauf lenken

Sorgenfreiheit rasch zu schenken..

Wollen wir ihn nicht verlieren –

Unsern Zoo mit seinen Tieren!

Was wir dazu können tun,

Sage uns Frau Heinroth nun!

Tiere als Objekte? Eine Webseite des Forschungsprojekts “Tiere als Objekte. Zoologische Gärten und Naturkundemuseum in Berlin, 1810 bis 2020”, herausgegeben von Ina Heumann und Tahani Nadim. Datenschutzerklärung | Impressum