Das Gedicht, das ein Zoobesucher im Herbst 1948 an die Direktorin Katharina Heinroth sandte, gibt nicht nur einen Eindruck von der damaligen Lage im Berliner Zoo. Es berichtet auch von der Anteilnahme der Berliner Bevölkerung am Schicksal der Zootiere. Im Zoo wie in der Bevölkerung Berlins fehlte es damals an allem – an Essen, Baustoffen, Heizmaterial. Katharina Heinroth und ihre Mitarbeiter:innen standen damals, mitten in der Zeit der Berlin-Blockade, als dieses Gedicht entstand, kurz davor, wegen Futtermangels Tiere an andere Zoos abgeben oder notschlachten zu müssen. Die Direktorin rief daher in Tageszeitungen die Bevölkerung dazu auf, den Zoo durch Essenspenden oder das Sammeln von Eicheln und Kastanien zu unterstützen. Das Gedicht ist eins von vielen weiteren Schreiben, die die Hilfsbereitschaft der Berliner:innen zeigen und deutet darauf hin, welche Rolle der Zoo in dieser Zeit für sie spielte – als einer der wenigen Orte der Erholung und womöglich verbunden mit der Vorstellung einer Schicksalsgemeinschaft in Zeiten der Not.
Transkript
Wintersnot im Zoo.
Ist es wahr? Der Zoo in Nöten?
Muss vielleicht man Tiere töten?
Weil kein Futter für die Affen
Beispielsweise zu beschaffen?
Und vor allem, weil zu kalt
Es nun für die Tiere bald
Und bis jetzt gegeben hat
keine Kohle her die Stadt?
Na, das sind ja schöne Sachen
Das ist wirklich nicht zum Lachen.
Kein Berliner wär’ mehr froh
Ging er wirklich ein, der Zoo
Darum sollten wir nicht ruhn,
Sondern uns zusammen tun
Alles Streben darauf lenken
Sorgenfreiheit rasch zu schenken..
Wollen wir ihn nicht verlieren –
Unsern Zoo mit seinen Tieren!
Was wir dazu können tun,
Sage uns Frau Heinroth nun!