Als Papiertechnologie werden die abgebildeten Karteikarten noch heute zur Organisation der Zoologischen Lehrsammlung der Humboldt-Universität zu Berlin eingesetzt, in der sich der Versuch einer wissenschaftlichen Erfassung der Natur spiegelt. Zunächst ergänzten sie die Objektverzeichnung, die seit der Gründung der Lehrsammlung 1884 mithilfe von Inventarbüchern durchgeführt wurde, bis sie diese großen und schweren Kataloge 1968 schließlich vollständig ersetzten. Für jedes Objekt der Sammlung, ob Präparate wie das eines kleinen Fetzenfisches oder Modelle wie die eines Maulbeerspinners in Papiermaschee oder eines Kartoffelkäfers aus Plastik, existiert einer dieser Zettel, der alle vorhandenen Informationen zusammenträgt. Die Karteikarten sind in einem Zettelkasten entsprechend einer Nummerierung einsortiert, die sich an der Logik der zoologischen Systematik orientiert. Aus diesen Zahlencodes, z.B. 28.8.5.7-4, ergibt sich ein umfassendes Netzwerk, innerhalb dessen die einzelnen Zettelkarten als Informationseinheiten aufeinander verweisen.
Aufgrund ihres flexiblen Charakters erleichtern die Zettelkarten die Handhabung der Sammlungsobjekte. Seit der Gründung der Lehrsammlung und auch heute noch werden die Objekte als Lehrmittel täglich benutzt, aus den Vitrinen genommen und hin und her getragen. Im Gegensatz zu einer fortlaufenden Inventarisierung in Buch- und Listenform lassen sich neu angeschaffte Objekte besser ergänzen und bestehende Ordnungssysteme leichter umstellen oder austauschen. Gleichzeitig kann durch diesen losen Zusammenhang jedoch auch ein Wissensverlust oder eine wortwörtliche Verzettelung begünstigt werden. Neben der Sammlungsorganisation verzeichnen die Karteikarten außerdem eine historische Entwicklung, indem sie Informationen, Ergänzungen und Korrekturen aus verschiedenen Zeiten der Sammlungsgeschichte zusammentragen. Handschriftliche Bemerkungen überschreiben häufig die mit einer Schreibmaschine erstellten Zettel, in einigen Fällen wurden alte Etiketten hinzugefügt oder Klebezettel angeheftet. Sichtbar wird, wie sich die Aufstellung der Sammlungsobjekte verändert hat und wie sich die Aufschreibesysteme im Laufe der Zeit wandelten. Diese Entwicklung ist eng verbunden mit der individuellen Praxis der jeweiligen Sammlungsmanager:innen und ihrem Wissen, das sich auf diese Weise in der Sammlung ein- und fortschreibt.