Tagebücher des Zoologischen Museums

Material Warum Präparatoren Tagebuch führen

Drei leicht zerfledderte Hefte, eins davon aufgeschlagen, liegen auf einem Untergrund aus Holz. Die beiden Cover haben handschriftliche Titel in Schreibschrift: "Tagebuch der Zoologischen Sammlung", gefolgt von Jahreszahlen 1844 und 1849. Das aufgeschlagene Heft zeigt eine Doppelseite für Juni 1843, die per Hand in mehrere Spalten unterschiedlicher Breite geteilt ist. Etwa ein Drittel der Seite ist beschrieben.

Objektverzeichnisse in Tagebüchern der Präparatoren des Zoologischen Museums, das Teil des Naturkundemuseums in Berlin war. (Foto: Sarina Schirmer/HBSB/MfN. Alle Rechte vorbehalten.)

Das aufgeschlagene Tagebuch ist eines von 13 überlieferten Objektverzeichnissen der Zoologischen Sammlung, die in den Jahren 1843 bis 1858 geführt wurden. Es ist ein Beispiel für eine ganze Reihe von Verzeichnungsmedien, die seit der Gründung des Zoologischen Museums 1810 angelegt wurden, um dessen Sammlungsbestand zu erfassen und zu verwalten. Unterschiedliche Verzeichnungsmedien wie Etiketten, Listen, Inventarbücher und die Tagebücher existierten damals nebeneinander. Auch der 1857 neu angetretene Direktor des Zoologischen Museums, Wilhelm Peters, konnte seine Pläne für ein einheitliches Katalogisierungssystem nicht durchsetzen. Die forschungsorientierte Sammlung des Zoologischen Museums, auch Zoologische Sammlung genannt, bildete als eine von drei Teilsammlungen, die 1888 in einem Museumsgebäude vereinigt wurden, den historischen Sammlungskorpus des heutigen Museum für Naturkunde. Sie ist nicht zu verwechseln mit der Zoologischen Lehrsammlung, die 1884 als universitäre Lehrsammlung des neu entstandenen Zoologischen Instituts der Friedrich-Wilhelms-Universität, heute die Humboldt-Universität zu Berlin, gegründet wurde.

Friedrich Beyer, der als zweiter Gehilfe von 1817 bis zu seinem Tod 1851 in der Tierpräparation am Museum angestellt war, erstellte das vorliegende Tagebuch. Er dokumentierte darin den Eingang und Ausgang von Naturaliensendungen, die zur Präparation ans Museum gelangten, darunter z.B. Kisten mit Vogelbälgen oder ausgestopften Vögeln und ‘Kistchen’ mit Conchylien, also Schalen von Muscheln oder Schnecken. Zudem wurden einzelne Säugetiere und Vögel mit Informationen zu ihrem Erwerbskontext und der Art und Weise ihrer Präparation separat aufgelistet. Unter den Kategorien ‘Von Wem’, ‘Woher’ und ‘Wozu gebraucht’ finden sich teilweise detaillierte Beschreibungen zur Beschaffung dieser Tiere, zu ihrer Verarbeitung und ihrem Gebrauch innerhalb der musealen Sammlung oder Ausstellung. Es ist nicht ganz klar, ob, wie und von wem die Notizen im Museum benutzt wurden. Wahrscheinlich handelte es sich aber um einen Beleg der präparatorischen Arbeiten. Ähnliche Aufzeichnungen des Tagesgeschäftes werden bis heute in den Präparationswerkstätten des Museums für Naturkunde geführt. Für Historiker:innen und Kulturwissenschaftler:innen sind die Tagebücher von Friedrich Beyer spannende historische Dokumente, mit deren Hilfe sich einerseits einzelne Objektgeschichten, wie z.B. die des Löwen-Tigers, und deren Wege zwischen verschiedenen Institutionen besser nachvollziehen lassen. Andererseits sind sie Zeugnis für eine spezifische Form der Verzeichnung von Sammlungsobjekten, die für einen bestimmten praktischen Zweck erstellt wurde und uns in diesem Fall preisgibt, wie sich damals die Präparationsarbeit im Museum gestaltete.

Tiere als Objekte? Eine Webseite des Forschungsprojekts “Tiere als Objekte. Zoologische Gärten und Naturkundemuseum in Berlin, 1810 bis 2020”, herausgegeben von Ina Heumann und Tahani Nadim. Datenschutzerklärung | Impressum